Gerd Meuer mit Nobelpreisträger Wole Soyinka
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„Und einen schönen Tag noch!“ – Der BND in Afrika

     Da ist also bei der Kollegin Koelbl vom SPIEGEL mitgelesen worden: Die moderne Technik, will heißen, ein Trojaner machts möglich. Früher war das nicht so einfach, aber die Schlapphüte waren auch schon da: in Afrika.
     Und dies in unterschiedlicher Camouflage. Da gab es einmal den free-lancer, später Korrespondent einer großen Tageszeitung, und als der noch free-lancer mit unsicherem Einkommen war, wusste der ‚stets alles’, was er aber so nicht in seinem Blatt schrieb sondern wohl eher nach Pullach berichtete, weshalb er stets um so allwissender tat. Wir aber waren uns alle sicher: der kann nur vom BND-Honorar überleben.
     Dann gab es den Unter-Chef eines großen deutschen Bauunternehmens in Nigeria: der hatte stets ein bestens aufgeräumtes Büro und ganz wenig zu tun, war aber bestens informiert. Gern durfte man in seinem Büro Gast sein und sein Telex benutzen, was in Zeiten vor Fax, Handy und Internet für einen Journalisten in Afrika überlebenswichtig war. Der Mann mochte ‚gut informiert’ sein, aber der nigerianische Geheimdienst
war es auch, weil der einen Mitarbeiter in seinem Büro eingenistet hatte. Und nach einem der regelmässigen Machtwechsel musste der Mann dann überstürzt über Nacht das Land verlassen: jetzt war er persona non grata.
     Von einem deutschen Botschafter in einem wichtigen afrikanischen Land wusste bald jeder Journalist, dass ‚seine Exzellenz’ keineswegs aus dem - damals noch Bonner - AA kam sondern vielmehr von Pullach
dort ‚geparkt’ worden war. Im Gespräch vermittelte der Mann das Gefühl, er wisse, dass man wusste, verriet aber nichts.
     Ganz anders eine niedrige Charge an der Botschaft der BRD im äthiopischen Addis Abeba: obwohl offiziell Attaché an der deutschen Botschaft für… irgendetwas, gab der Mann gleich beim ersten Treffen preis: „Ich brauche Ihnen ja nichts vorzumachen: in Wirklichkeit bin ich vom BND. Ich kanns Ihnen ja sagen, weil ich in vier Wochen das Land verlasse.“ Ein echter Attaché für ‚Soziales’, damals – in Zeiten des Kalten Krieges - vor allem auf die Gewerkschaften angesetzt, der war auch von Pullach angesprochen worden, ‚ob er nicht gelegentlich mal was schreiben wolle?’ Der Mann hatte prompt verneint, in den Kontaktgesprächen aber immerhin in Erfahrung gebracht, dass ‚der Dienst’ sehr wohl sein Angebot auch allen in Afrika tätigen deutschen Korrespondenten mache. Der Resident des BND habe ihm aber bedeutet, dass ‚dieser Meuer (Autor dieser Zeilen) ein ganz unsicherer Kandidat sei.“
     Und so bekam ich es dann auch Jahre später von einem BKA-Mitarbeiter bestätigt, und das kam so: offiziell hatte ich den Mann als ‚Fotographen’ namens, nennen wir ihn so, Müller kennen gelernt. Als ich den bei einem Staatsempfang in einer deutschen Botschaft eben als Müller vorstellte, nahm der mich ruckhaft zur Seite und herrschte mich an zu schweigen. Ich verwundert! Darauf der Mann vom BKA: „Letzte Woche habe ich mich in der Botschaft als Schulze vorgestellt.“ Darauf ich: was gilt denn nun und was steckt hinter dieser Geschichte?“Der Mann gab sich als BKA-Mitarbeiter zu erkennen; sein Job als Fotograph sei nur ein cover. Ich drohte ihm, seine Identität hochgehen zu lassen, wenn er bei Rückkehr in die BRD nicht meine Akte beim BKA lese und mir deren Inhalt zur Kenntnis gebe. Was er dann auch tat. Ergebnis: Dieser Meuer – damals für die Rundfunkanstalten der ARD tätig - sei „Rheinländer und als Informant untauglich.“ Der Mann hat das BKA dann verlassen und sich als … betätigt. Von den – in Afrika kaum zu belegenden – Spesen hat er sich dann eine schöne Immobilie gekauft – wie dies vermutlich nicht wenige der in Afrika tätigen Schlapphüte getan haben. Der Bundesrechnungshof hätte ja mal in die Katasterakten der Mitarbeiter von BKA und BND schauen können, aber das ist ja inzwischen alles verjährt…
     Nachtrag 1: Der bekannte amerikanische Reiseschriftsteller Paul Theroux Beschreibt in einem seiner frühen Werke seine Zeit als Mitarbeiter des ‚Peace Corps’ in Malawi. Dort wurde er von einem gewissen Deutschen namens HEINZ angesprochen, Ob er ‚nicht ab und an was zu seinen Erfahrungen im Land aufschreiben wolle: für Honorar natürlich.“ Ob der heutige  Millionär Theroux wohl seine ersten Honorar als Schreinerling aus Pullach bekam ?
    Nachtrag 2: Im Jahr 1965 veranstaltete der ‚Congress for Cultural Freedom’ Ein mehrtägiges Treffen europäischer, amerikanischer und afrikanischer Schrifsteller in der ‚Schwangeren Auster’ – heute ‚Haus der Kulturen der Welt’. Unter ihnen auch der spätere, erste afrikanische Literatur-Nobel Wole Soyinka. Wir, das heißt, die Schriftsteller wie auch die Journalisten, wurden ‚ge-wined und ge-dined’, will heißen: wir lebten in Saus und Braus.  Erst Jahre später erfuhren wir – Dank ‚freedom of information act’ – dass wir damals von der CIA ausgehalten worden war. Der ‚Congress’ war einfach eine front organisation, die einfach die ‚open information’ der munter daher redenden Schreiber abgeschöpft hatte.