Gerd Meuer mit Nobelpreisträger Wole Soyinka
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Die ARD macht den Eisverkäufer arbeitslos

     1983 reise ich mit einem zweiköpfigen Aufnahmeteam des WDR zum ‚Festival National de la Musique‘ im nigrischen Agades am Rande der Sahara. Bei unseren nächtlichen Aufnahmen beeindruckte uns vor allem eine sehr alte singende Dame vom Volk der Tuareg, die WDR-Techniker Siggi Burghardt deshalb gerne ‚noch einmal ganz alleine und ohne störenden Lärm’ exklusiv aufnehmen wollte. Wir bitten Aisha in das von uns für unseren Aufenthalt angemietete komfortable Lehmhaus, Siggi und Udo bauen ihr teures Gerät auf, und abwechselnd servieren wir Aisha eiskalte FANTA. 
     Doch irgendwie wollen die Aufnahmen dem Tonmeister Siggi nicht gefallen, er reicht mir seinen Kopfhörer, und auch ich höre dort ein regelmäßiges PLOPP. Wir schauen uns um und forschen nach dem Auslöser für dieses PLOPP. Wir suchen und suchen und suchen und werden zunächst nicht fündig. 
     Bis Udo Kölsch, so hieß Udo wirklich, noch einmal in die Küche geht und dort die von den abwesenden japanischen Bewohnern installierte Eiswürfelmaschine entdeckt. Wir stellen sie ab und auch nicht wieder an. Was uns am nächsten Tag eine böse Gardinenpredigt des nigrischen Kochs einbringt. 
     Wie wir dazu kämen, ihn seines Zusatzeinkommens zu berauben? Er wirft die Maschine wieder an, wartet ein paar Stunden zu, und wirft dann erbost seine Beute an Eiswürfeln in eine ALDI-Tüte – wie kommt die nun wieder nach Agades? – und zieht zufrieden von dannen. Wir schauen ihm nach, und entdecken, wie Mamadou seine Beute gleich bei der nächsten Hütte verkauft.
     Wir haben uns dann entschuldigt und ihm versprochen, ihm den Verdienstausfall zu ersetzen, falls wir noch einmal im Haus Aufnahmen machen müßten.