Gerd Meuer mit Nobelpreisträger Wole Soyinka
   |||  Kontakt | Impressum    

Das Festival der Negerkünste... sic!

     Ach ja: da gibt es immer wieder ein Problem, immer dann wenn ich von den „Negern“ rede und die weißen Gutmenschen, vor allem die mit Afrikanern verheirateten deutschen Gut-Menschinnen - mehr noch als die Neger selbst - sich anti-rassistisch erregen. Da muss man dann diesen guten Menschen immer wieder einmal ‚hindäuen’, dass ich diesen Terminus „ganz im Sinne von Leopold Sedar Senghor verwende“, der ja stets die ‚culture nègre’ von der ‚culture arabe’ oder ‚berbère’ und auch der ‚germanitude’ etc. absetzte, und der mir im Interview zu seinem 70.ten Geburtstag im Präsidentenüalais in Dakar doch allen Ernstes ins Mikrophon sagte: 
            « C’est Frobenius qui nous a fait
                 découvrir notre Negersein».
(So auf Band !)
     Also: was denn nun? Und auch das Festival 1966 in Dakar hieß ja „Festival des Arts Nègres“. Da zog ich mit Wole durchs afro-französisch-pittoreske Dakar mit seinen exzellenten Restaurants und genoss es vier Wochen lang, wie Wole seine frankophonen Kollegen mit seiner ‚tigritude’ als Kampfansage an die Senghor’sche Negritude provozierte, will heißen: der Tiger deklamiert seine tigritude nicht, er IST Tiger und nimmt sich seine Beute. 
     Und sein Poeten-Kollege Christopher Okigbo aus Ibadan-Tagen provozierte die versammelte Francophonie ebenso, indem er den ihm verliehenen Poesiepreis ablehnte, weil es seiner Meinung nach „keine poesie nègre gibt, sondern nur gute und schlechte Literatur“.
     So hatte ich es nun bei den beiden Heroen Soyinka und Okigbo gelernt, war deformiert worden mit schwerwiegenden Folgen in den kommenden Auseinandersetzungen mit den Negritudinisten und deren Epigonen beiderseits des ansonstigen ‚language divides’. Doch das ist dann schon wieder ein anderes Kapitel...