Gerd Meuer mit Nobelpreisträger Wole Soyinka
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ARD und Deutsche Welle als Sponsoren

    Was der pfuschende Doktor aus Mannheim offensichtlich nicht bemerkt hat oder nicht wahrhaben wollte, ist die Tatsache, dass die Druckpresse, was das Einkommen, das Einnehmen von Honoraren der afrikanischen Autoren in Deutschland anging und stets noch angeht, so gut wie irrelevant war. Während ARD und Deutsche Welle, sowie RIAS und Deutschlandfunk (aber auf die SRG in der Schweiz) seit Mitte der sechziger Jahre wesentliche Sponsoren auch der afrikanischen Literatur waren. 
     Das will erklärt sein. Und dies hätte sich auch ganz leicht recherchieren lassen – wenn man nur wollte… 
     Bereits 1964/1965 kaufte die Afrika-Redaktion der DW für gutes Geld die Produktionen des Londoner ‚Transcription Centre’ unter und dessen Leiter Dennis Duerden auf, und der gab einen wesentlichen Teil dieser Honorare an die Autoren weiter. Irgendwann aber wurde die DW dann selbst aktiv: da bekamen die Autoren dann jeweils ‚Interview-Honorare’, ihre Beiträge wurden wie die eines jeden deutschen Autors honoriert, meist sogar in einer höheren Stufe, weil eben Literatur. Dies ging die ganzen siebziger Jahre so. Vor allem auch um das Lagoser Mammut-Festival FESTAC 1977 herum, als ich selbst in Lagos eine Reihe von Autoren aufnehmen konnte.
     So richtig ab ging der Zug dann mit BILT 1979 in Berlin, als die DW für zwei Wochen eigens eine Übertragungswagen nach Berlin schickte, und wir alle Lesungen aufnahmen und die Autoren jeweils für ihre Lesungen honorierten. Aus den Mitschnitten und den in Berlin geführten Interviews gestaltete dann Al Imfeld zusammen mit mir die ersten 13 Portrait-Sendungen. Mehr als das: mit einer ganzen Anzahl von Autoren gab es dann auch noch ‚Nachläufer’, will heissen, es wurden weitere Manuskripte gesendet und honoriert.
      Ach übrigens: die ursprünglich englischen Sendungen wurden dann nach und nach auch ins Französische und auch ins Portugiesische übersetzt, wofür ich eigens meinen Portugiesisch-Professor Dr. Ze Mota aus Lissabon einfliegen lies. Die Sendemanuskripte in englischer, dann französischer und portugiesischer Sprache wurden dann in der Hausdruckerei auch noch hundertfach multipliziert und  an Schulen und Universitäten sowie einzelne Hörer in Afrika verschickt. Ein ganzer Satz Bänder ging 1988 an das National Theatre in Lagos. 
     Diese Aufnahmeaktion wurde dann sowohl bei den Internationalen Literaturtagen in Erlangen (und dies mehrfach) wie auch auf der Frankfurter Buchmesse fortgesetzt. In Erlangen bei gleich mehreren Literaturtagen in den achtziger und neunziger Jahren. 
     Die Kommunen waren manchmal so großzügig, dass sie auch noch ein Flug-Ticket für einen Autor aus Nairobi finanzierten, obwohl der längst schon in Deutschland war, so dass sich sein Honorar gleich noch vervielfachte…
     Und wann immer die Autoren uns neue Manuskripte zuschickten, wurden die zumeist gesendet und honoriert. Dass deutsche Autoren wie Al Imfeld, Klaus Kreimeier, Peter Ripken, Almut Seiler-Dietrich und viele andere mehr sich auch gute Honorare mit ihren Beiträgen verdienten, versteht sich von selbst. 
     Die Afrika-Redaktion war hier gewissermassen Vorreiter, aber auch die Anstalten der ARD liessen sich ebenfalls nicht lumpen, allen voran der grosse WDR, der schon früh Soyinka und andere ‚ver-sendete’ und die Autoren fürstlich honorierte. Bekannt ist – wenn auch nicht dem späten Vielschreiber Dr. M.L. - die Aussage des kamerunischen Romanciers und Musikers Francis Bebey, der nach einem Konzert im WDR sagte: „ich hätte nie gedacht, dass man mit einem Konzert, einem Beitrag soviel Geld verdienen kann!“ Besonders verdienstvoll war das Engagement von Kollegen wie Georg Soldat vom damaligen RIAS Berlin, … vom  SWF, Jochen Klicker und v.a.m.
     Die Zahl der Sendungen von und mit afrikanischen Autoren ist schier endlos, und die meisten Sendungen dürften noch im zentralen Archiv der ARD zu finden sein. Häufig aber waren diese Aktivitäten den Rundfunksender gekoppelt mit dem intensiven Engagement der Kommunen, allen voran Erlangen, aber auch Berlin, München, ja selbst kleinere Kommunen wie Lippe-Detmold. Oder aber die Aktivitäten wie etwa die des Amerika-Hauses in Heidelberg, seit 1990 auch des Hauses der Kulturen in Berlin…, das wir mit Soyinka, Bebey, Omotoso, Hove u.a.m. in der Woche vor der deutschen Wiedervereinigung gleich für eine ganze Woche ‚besetzten’. In Berlin wie auch in Erlangen wurde allabendlich ein Honorar von DM 400 bar ausgezahlt, während ich aus der Honorarkasse der DW für die gesendeten Aufnahmen ‚nach’-finanzierte.
     Ich erinnere mich noch bestens, wie ich die Honorar-Couverts für den stets umlagerten Soyinka alle gegen Quittung in Empfang nahm und ihm die gegen Ende auf dem Flughafen Tegel überreichte. Ich bat Wole, doch nachzuzählen, worauf der nur meinte: „Wird schon stimmen!“, die Hunderter zusammenpackte und mir die leeren Couverts überreichte.
     Ganz ähnlich wie in Erlangen, Nürnberg, Fürth, Forchheim, wo Meja Mwangi, Taban Lo Lying und andere über Tage allmorgendlich in Schulen lasen, so dass sich die 400-er türmten. 
     Erst sehr spät wurden dann das - über-kandidelte, sich selbst produzierende Literaturhaus München aktiv, und viel später noch das Goethe-Forum in München. Fast hätte ich es vergessen: da gab es auch noch diese beiden grossen und kostspieligen, von mir dem Sender aufgeredeten Aufnahmereisen mit einem mehrköpfigen WDR-Team in Kamerun und dann im Niger. Auf diesen Reisen wurde nicht nur ‚traditionelle’ Musik aufgenommen sondern eben auch zahlreiche GRIOTS als Vertreter der oralen Traditions Afrikas, Aufnahmen, für die die GRIOTS gleich vor Ort honoriert wurden und die alle in die Sendungen des WDR Eingang fanden. 
     Von vielen dieser Aktivitäten haben dann die Presseleute, die ja nie Autoren nach Deutschland einluden oder diese für Beiträge honorierten, abstaubend profitiert. Ganz so wie Dr. M. L. noch Anfang des 3. Jahrtausends in Köln und München!  
     Fast hätte ich das deutsche Fernsehen, sowohl ARD als auch ZDF vergessen, die ja immer wieder afrikanische Autoren vorstellten, diese dafür honorierten. Oder die ganz wesentlich die Filme Sembene Ousmanes oder der Filmemacher aus Burkina, Ghana, dem Senegal und Äthiopien mitfinanzierten. 
     Ohne diese Mittel der ‚Öffentlichen und das Engagement der Macher in den Sendern hätte es die afrikanische Literatur in Deutschland nicht gegeben. Es waren die beträchtlichen Finanzmittel der Sender, die auch Reisen der deutschen Autoren nach Afrika ermöglichten, und die dann den Weg für die Verlage öffneten wie Hammer, … Göttingen und Walter in der Schweiz öffneten. 
     In all diesen Jahren nahmen wir die das Gros der sich im Nachhinein selbst beweihräuchernden Akademiker – von denen einige, die besseren eben, die verständlich zu schreiben wussten! - dann doch den Sendern für gutes Honorar zulieferten, kaum wahr. Doch: wir nahmen sie wahr, weil eben die ‚Produkte’ der Sender sehr wohl in deren Arbeiten einflossen, wenn die Autoren-Fussnoten-Reiter es auch tunlichst unterließen, ihre Quellen zu benennen.