Gerd Meuer mit Nobelpreisträger Wole Soyinka
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Probenraum für mongolische Gesänge

     Ach, übrigens haben wir ja jetzt über Freiburg zwei nagelneue Windmühlen. Und auch die wurden in Rekordzeit – gegen drohende Gerichtsbeschlüsse der ‚teuflischen’ Windkraftgegner – hochgezogen, auch die wieder von sogenannten Ausländern, doch ganz nahen eben: Österreichern eben. Was ich aber erst merkte, als ich die noch unfertige 98 Meter hohe Betonröhre als Resonanzkörper missbrauchte… als ich am Fuß der Röhre ‚mongolische Gesänge’ absonderte, vom Bauleiter erwischt und rausgeworfen wurde. 
    Das nächste Mal kam ich mit Tonbandgerät wieder, erklärte dem Baumeister, dass ich wieder singen wolle, er mich dann aber – dies alles bitte auf Band – erbost rauswerfen solle. Dann würde ich ihn dazu interviewen. Erst zögert er, schließlich ist er doch bereit mitzuspielen. Ich singe ‚mongolisch’, er protestiert lauthals. Ich protestiere lauthals, weil ich voll der Meinung bin, das dies der "neue Probenraum für mongolische Gesänge der Musikhochschule Freiburg" sei... So alles auf Band!
      Zurück ins Funkhaus und Schnitt des Interviews. Der Tonmeister fällt fast unters Mischpult vor Lachen... Hab ihm dann gesagt, er soll es als 'trouvaille' verkaufen, weil ich ja im Regional-Studio als ‚Exoten-Vogel’ – „was will ein früherer Afrikakorrespondent denn jetzt als Lokalreporter im Schwarzwald!“ - nicht so gut angeschrieben bin! Angeblich hat Freund Tonmeister den ‚Beitrag’ dann doch einer Kollegin im SWR verkauft. Und wenn’s dann wirklich a Honorärli gibt, dann wollen wir das zusammen auf der nahen ‚Luisenhöhe’ zusammen verfressen und versaufen – das Honorar der ‚Öffentlich-Rechtlichen Anstalt’.
    Und sünns?
Nachbar Bauer Heiner hat drei neue, kerngesunde Kälber, Nachbarin Erlebach hat ihren 85  gefeiert, die alte Vogtei „Raaben“ ist – historisch renoviert - bald fertig, und dannwerden wir zwischen den beiden Lokalen im Wettstreit die „Ersten Horbener Erzählertage“ lostreten. Ach, übrigens ‚mein’ Nobel, Wole Soyinka, Literatur-Nobel des Jahres 1986, der war kürzlich auch auf meinem Hügel über Freiburg im politisch korrekten ‚schwarzen’ Wald, und er hat versprochen, dass auch er uns irgendwann was ‚erzählen’wird.
    Das wird dann ein polyglottes Palaver! 
Das wird die teutschen Landsleute mächtig PISAcken…
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und es gäbe da noch: La Transhumance comme au Sahel… ein anderes Mal, dann…
                                                           (eventuell O-Ton von Band - Gesang)
 
Die Windkraft und die Nudeln
                                               oder:
 
„Ab wie viel Bildung muss man für Nudeln Pasta sagen?“
 
 
     Auf der Holzschlägermatte zwischen Freiburg und Schauinsland bekommen wir also zwei große Windmühlen. Und die haben bereits vor dem Bau mächtig Wind gemacht. Mehr noch als die badischen Einheimischen waren die – meist pensionierten - Zugroasten aus Berlin, Bremen und Schleswig-Holstein dagegen: „das passt einfach nicht zum Schwarzwald“, so der Tenor derjenigen, die seit vier Jahrzehnten den Schwarzwald nach und nach mit ihren Bungalows oder Walmdachhütten samt Dirndl-Balkon zersiedelt haben.
 
 
Blick auf die Windmühlen im Nebel
 
     Doch auch die Einheimischen sind dagegen, wenn auch nicht so sehr wegen der Ästhetik. Nachbar Blau (Name geändert!) merkte kürzlich an: „Ob wir da noch in Ruhe auf unserem Balkon essen können, wegen all dem Wind?“ Die beiden Windmühlen auf dem Berg über uns sind gute 5 Kilometer Luftlinie uns entfernt…Und Nachbar Blau bemerkte auch noch besorgt: „Und ob wir bei all dem Lärm noch schlafen können?“ Der Nachbar ist ein ehrenwerter Mann, und ich habe mir ein lautes Lachen verkniffen. Und mir dann doch vorgestellt, was die beiden Windräder wohl demnächst anrichten werden. Nudeln oder eben Pasta wird wohl demnächst out sein. Denn man stelle sich all diesen Wind vor, der demnächst vom Berg herab auf uns zustürmt:
    Da fliegen uns dann die Nudeln Loriot-mäßig um die Ohren, auf unsere weißen Hemden. Und Sauce ist ohnehin out. Ob wir noch Suppe auf dem Balkon oder im Garten werden essen können? Oder nur noch wind-resistente kiloschwere argentinische Steaks mit Mammut-Kartoffeln oder pfundschweren Klößen?
    Fragen über Fragen, weshalb ich wohl bei der in Freiburg ansässigen ‚Fraunhofer-Gesellschaft’ werde nachfragen müssen - oder besser doch gleich auswandern? Ins ganz nahe Frankreich etwa? Ich kann ja hingucken… Doch was seh’ ich da: La Centrale Nucléaire de Fessenheim, direkt auf die deutsch-französische Grenze betoniert, auf unsicheren Kiesboden. Werde Nachbar Blau mal fragen, ob er schon mal dran gedacht hat? Vermutlich nein, weil ein badischer Baum ihm die Sicht auf das Atomkraftwerk nimmt. Ich werde ihn mal um die Kurve führen: von dort sieht er nicht nur die gefährlichen Windräder sondern auch das nächtens beruhigend rot blinkende Kraftwerk – direkt in der Einflugschneise des Flughafens Basel gelegen! Da dort noch nie was passiert ist, wird auch mit unsern Windmühlen nix passieren: da bin ich mir sicher!
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Nachsatz:
 
Leser JK aus Heidelberg kommentierte:

Mon Cher
da sieht man eben nur einmal mehr, was große Poesie ausmacht. Sie zeichnet Bilder, mit denen die Menschen bei allem sausenden Wandel  ganz grundsätzlich "gefasst" werden. Viva Cervantes. Er hat gewußt, daß die Ritter der traurigen Gestalt auch vor den Ausläufern des Schwarzwalds nicht Halt machen und auch nicht nur in Ritterkostüm daherkommen.

Herr Blau, ziehen Sie Ihr Visier hoch, die Welt hat ein Recht auf Ihr Jesischd!
Ciao Jakob

Der Mann ist übrigens vom Kaiserstuhl…