Gerd Meuer mit Nobelpreisträger Wole Soyinka
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“Ist das nicht der neue OSCAR?”

     Zur Abwechslung las Freund Wole 2005 auch einmal an einem Morgen und zudem in einer Scheune, in der ‘Kulturscheune’ auf Gut Holzhausen im idyllischen Lippischen. Am Abend zuvor aßen wir mit Freunden im Garten des feudalen ‚Park Hotels’. Mit am Tisch auch der junge kamerunische Romancier Patrice Nganang, mit dem ich zuvor lesend durch einige deutsche Städte getourt war. Danach sollte der eigentlich nachhause in die USA fliegen, wo er seit einigen Jahren Französisch und Deutsch unterrichtet. Als ich ihm aber erzähle, dass Wole zwei Wochen später in Holzhausen und Hannover lesen wird, da wird Patrice ganz das, was man in Köln fickrig nennt: endlich kann er einmal ‚den großen Bruder treffen’, über den – und Bertold Brecht – er ja seine deutsche Doktorarbeit verfasst hat. Prompt ruft er seine Frau in den USA an, bittet um Erlaubnis länger in ‚old Europe’ bleiben zu dürfen, die er auch bekommt. Er tourt weiter durch Deutschland und Frankreich und stößt dann in Holzhausen wieder zu uns.

     Als wir am Abend im Garten des Park-Hotels auf das Abendessen warten, hat Patrice – wie einst Heiner Müller – eine ‚human condition’, geht zur Toilette. Auf dem Weg zurück zu unserem Tisch wird Patrice von einer Gruppe älterer, teuerst gekleideter Herren – lokale Industrielle, wie sich später herausstellt – gestoppt:      „Sagen Sie mal: dieser würdige schwarze Herr mit den weißen Haaren an Ihrem Tisch, das ist doch der neue OSCAR-Preisträger, nicht wahr! Das ist doch Morgan Freeman?“ Worauf der Germanist Patrice in allerbestem Deutsch antwortet: “Ja, aber sicher doch!“

     Dann kommt Patrice an unseren Tisch und erzählt laut lachend seine ‚Entdeckung’, die von dann an unser running gag war:      “Also, Wole, du bist also der, der dieses Jahr den Oscar gewonnen hat: Herzlichen Glückwunsch!“ Und Wole stimmte dem voll zu: „Also, wenn einer der Gentlemen am Tisch da drüben noch einmal einen von euch fragt, ob ich Morgan Freeman sei: genau der bin ich! Natürlich bin ich Morgan Freeman. Denn was ist schon der NOBEL verglichen mit dem OSCAR! Und mit dem Einkommen meines amerikanischen Bruders… also damit könnte ich schon was anfangen…“ Die Begrüßung zum Frühstück am nächsten Morgen lautete dann unisono:

                       “Good Morning, Mr. Freeman!”