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Farouk hat Weißbier, aber welches ist das richtige... ?

Zu berichten ist von gleich zwei Sündenfällen und der verzweifelten Suche nach dem richtigen Bier und... dessen Absatz. 
           Sündenfall eins: da will ich doch in Köln partout baierisches Weißbier trinken. Ich hätte es lassen sollen, denn im Sommer war mir das böse aufgestoßen... worden. Meine Bestellung von Weißbier in einem kölschen Brauhausgarten wurde vom Köbes – art- und pflichtgemäß – mit der raunzenden Bemerkung quittiert:

„Ja, wo simmer dann heh!“ 
          Ich hab den Sündenfall dann wieder begangen, dieses Mal in „mingem Nordstadt-Veedel“. Dieses Mal, indem ich meinen Freund Turkut, den Besitzer der Dönerbude um die Ecke dazu überredete, neben dem obligaten Kölsch doch, „bitte, Weißbier auf Lager zu nehmen.“ Der Besitzer ist Muselman, wenn auch weitherziger Alawit.

Farouk kommt also meinem Wunsch nach und legt sich eine Kiste, nennen wir es, „Wolpertinger“ zu. Gleich am nächsten Tag lässt er es mich per Zuruf über die Strasse wissen:

„Du, dein Weißbier ist da!“

Noch einen Tag später ist Kollege und Freund Fred mal wieder bei mir zu Besuch. Der ist halb Holländer und halb Indonesier, also noch weniger Bayer als ich. Wie üblich beehren wir an diesem Abend zuerst wieder einmal die „faste foode“ Chinesin Missis Dong, genießen ihre „Ente Cross“ und auch noch zwei „deutsche“ TSINGTAO-Biere. Bis mir spätabends Farouks WOLPERTINGER-Vorrat einfällt. Wir müssen Farouks „gute Tat“  durch den – reichlichen - Konsum von „Wolpertinger“ belohnen. Weil wir spät anfangen, schaffen wir, bis Freds letzte U-Bahn fährt, gerade mal jeder nur eine Flasche Weißbier. Farouk, sichtlich enttäuscht, meint:

„Leute, so werde ich dieses Zeug (sorry: Original-Ton Köln!) ja nie los. Da müsst ihr euch schon etwas mehr anstrengen, schneller saufen!“ Ich verspreche ihm, dass wir „nachhelfen“ werden. Am nächsten Abend will ich mir heimlich-schnell bei Farouk ein Paket Zigaretten ziehen... doch der herrscht mich mit einem Seitenblick von der Dönerrolle - verrät sein Messer heute eine Drohgebärde? – an:

„Hej du: das Zeug geht hier einfach nicht!“

Mit „Zeug“ meint er dieses „Wolpertinger“... Ich verspreche ihm, dass ich einen sogenannten „flyer“, also ein Reklameblatt auf dem Computer für ihn machen werde: 

„WIR FÜHREN JETZT auch WOLPERTINGER WEISSBIER.“

Da erschallt vom einzigen Stuhl in der Dönerbude lauter kölscher Protest, doch nicht etwa gegen Weißbier schlechthin. Nein gegen dieses „miese Wolpertinger“:

„Das ist doch nicht trinkbar. Das wahre Weißbier heißt – „Name geändert“  – ‚Benediktiner‘ und ‚Karlaner‘.“

Jetzt bin ich bloßgestellt als Weißbier-Banause.  Und das in Köln. Was tun? Ich gebe dem Kenner – seine Körperfülle weist ihn unzweifelhaft als solchen aus! – sofort recht. Und habe die salomonische Lösung für Farouk:

„Also erst trinken wir die Kiste „Wolpertinger“ leer. Dazu lad ich meinen Freund Fred aus der Südstadt wieder hierher in die Nordstadt ein.“ Und wenn das „Wolpertinger“ dann alle ist, dann legst du dir einfach ‚Benediktiner‘ und ‚Karlaner‘ auf Vorrat. Dann wollen wir mal sehen, ob das besser geht. Wenn nicht, dann muss der „Kollege“ hier das allein wegsaufen.“

Farouk und der „Kenner“ finden meinen Vorschlag gut, der Abend ist gerettet und die Nachbarschaft auch. Und ich muss jetzt einen neuen flyer machen, mit den RICHTIGEN Namen drauf. Aber darf ich das eigentlich in Kölsch-Land? Ach sicher gibt es ein kölsches Grundgesetz – und das ist älter als das baierische Reinheitsgebot. Dieses Gesetz wurde sicher vom Gründungsvater Kölns, dem römischen General Agrippa (Colonia Agrippinensis...) schon vor zweitausend Jahren verabschiedet. Das Gesetz besagt (unzweifelhaft!):

„Eine Bier-Zensur findet nicht statt!“

Und so sieht’s eigentlich auch mein Köbes im Biergarten, wenn... nur das Trink-Geld stimmt.