Gerd Meuer mit Nobelpreisträger Wole Soyinka
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manchmal enden Anfragen auch unerfreulich und so entstand dieser offene Brief

                                                                                          Horben 16.01.2009

An die Damen
 
Dr. Ostermaier und Dr. Reichelt
 
Sankt Afra
HochbegabtenFörderung
 
M E I S S E N
 
Betr: Ihre Einladung an mich


Sehr geehrte Damen,

so sehr mich Ihr Antrag auch ehrt, ich fürchte, dass ich Ihre Einladung – es wäre ja bereits die zweite – NICHT annehmen kann. Ich darf Ihnen die Gründe erläutern…

1. ist es schön, dass mir dieses Mal die Fahrtkosten voll ersetzt werden sollen 
   und die Schule mir sogar eine kostenlose Übernachtung anbieten,
   obschon mir diese auch andernorts angeboten worden war…

2. ich verstehe, dass Sie vermutlich wegen der geltenden Vorschriften
   lediglich ein Honorar von E 72,00 für eine Doppelstunde anbieten können.
   Ich frage mich jedoch, ob dies eventuell das Stunden-Salär für einen
   Hilfslehrer ist, welches wesentlich unter Ihren eigenen Salärs liegen dürfte.
 
3. aber geht es hierum überhaupt nicht, dieweil ich ja
 
4. diesen Unterricht nicht für den schnöden Gelderwerb betreibe, sondern
 
    a. aus ‚Spass an der Freud’, wie wir in Köln zu sagen pflegen, und
        diesen Spass haben die Schüler dann gewöhnlich AUCH !,
    b. um hiermit ‚möglichst viel Kohle’ für das von mir geförderte Projekt
        ampo in Ouagadougou zu scheffeln. (www.sahel.de)
 
5. Nur zur Info:

- die Schüler der Grundschule Horben sammelten E 167,-- , die sie mir nach einem 5-stündigen Unterricht überreichten: ich habe dann E 33 addiert und E 200,-- an ampo überwiesen.
 
-          die Schüler in der Grundschule Landsberg taten immerhin E 200,--
beim Bödecker-Kreis auf.
-          die Schüler einen Kölner Schule machten einen sponsoring walk, der die  stolze Summe von 976,-- erbrachte.
 
6. meine Frage also:
 
könnten nicht auch Ihre Schüler ein solches Unternehmen… unternehmen, bzw. ihre zum Teil doch sicher vermögenden Eltern anzapfen, bzw. die neuen Neureichen in Radebeul ‚fleecen’, wie wir Engländer zu sagen pflegen ???
 
Vielleicht kann ja auch Herr Prof. Biedenkopf etwas aus seiner stattlichenRente dazugeben… die meine beträgt pro Monat E 1.645,--, … damit Sie es ganz genau wissen.
 
7. Sozialhygiene:

hat man mir spät im Leben beigebracht…
 
die besagt aber, dass, wer sich in meinem Alter, mit meiner Erfahrung und meinem Einsatz – wie auch bereits bei Ihnen unter Beweis gestellt – für diesen Stundenlohn engagiert, jeden Selbstrespekt verliert bzw. verlieren sollte.
 
Ein Freund machte einmal die simple Rechnung auf:

- Vorbereitung (in welcher Sprache noch bitte ?), sagen wir : 12 Stunden,

 
- An- und Abreise (zivile Geschwindigkeit) jeweils 10 Stunden,

- Vorgespräch, Unterricht, Kritik bzw. Nachbereitung gleich 8 Stunden
 
Macht zusammen : 38 Stunden
 
Macht bei E 72 einen Stundenlohn von – sagen wir: nicht ganz E 2,00,
 
wofür nun wirklich ‚keine polnische Putzfrau arbeitet’, und ich zahle der meinen, die wo aus ERIWAN (doch!) immerhin E 12,00 die Stunde, wenn auch nur höchstens einmal im Monat, plus Essen, Trinken etc.
 
8. MISCEL:
 
mit 2 Unterrichtstunden kann ich ‚nichts anfangen’ :
für dieses Thema brauche ich gut und
 
          GERNE einen GANZEN Vormittag,
 
wie bei Ihnen in 2008 bewiesen.
 
Für Ihre Akademische Woche wünsche ich Ihnen jeden nur denkbaren Erfolg.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Ihr
 
Gerd Meuer
 
 
PS:
 
Bis zum 2.2.2009 gilt also die alte Devise der 68-ger:
 
      „L’imagination au pouvoir!“
 
 
Oder in der Sprache Ihres prominentesten Ex-Schülers G. E. Lessing:

                „ Mögen die Blüten der Vorstellungskraft explodieren !“
 
(Und eben nicht nur auf dem Meissener Porzellan – das aber stammt von mir !)